Ein wesentlicher und sehr emotionaler Aspekt im Leben eines jeden Menschen ist der Verlust und die anschließende Trauer. Je nach Bindung zu dem Verlorenen fällt die Trauer intensiver und länger oder geringer aus.
Der Verlust einer Bezugsperson in der Kindheit kann prägend sein, und abhängig von der Bewältigung der Trauer auch das ganze Leben überschatten.
In meinen Präsenzkursen an der Volkshochschule zum kreativen Schreiben habe ich etwa bei der Hälfte der Kurszeit einmal nachgefragt, wer in der Vergangenheit traurige Erlebnisse durchgemacht hat und wie die Trauer verlief. Dabei kamen ein paar sehr spannende, aber erwartungsgemäß auch sehr traurige Geschichten zusammen.
Eine davon möchte ich heute erzählen.
Vorher noch meine Aufgabe an Euch:
Welches Ereignis hat euch tief getroffen, habt ihr einen teuren Verlust betrauern müssen, wie verliefen die Tage und Wochen danach, was hat euch geholfen?
Mareike hat ihren Ehemann nach nur 4 Jahren Ehe durch eine schwere Krankheit verloren. Sie kam in meinen Kurs, um über ihre Erlebnisse zu schreiben. Um zu lernen, durch das Schreiben ihren Verlust zu überwinden. Mareike war 24 Jahre als sie Holger kennen lernte. Wie die beiden zu einander fanden, weiß ich leider nicht. Aber es war beiden schnell klar, dass sie zueinander gehören. Die Hochzeit im Kreise der Familie war nach Mareikes Beschreibungen wunderschön und romantisch. Die Trauung in der kleinen Dorfkapelle und die Feier auf dem Gutshof von Holgers Großeltern. Ein Jahr nach der Hochzeit war Mareike schwanger und bald wuchs die kleine Familie. Alles verlief harmonisch und die Eltern waren sehr glücklich. Bis Holger auf dem Weg von der Arbeit nach Hause den Heimweg nicht mehr fand. Mareike machte sich Sorgen, weil Holger immer pünktlich war, oder anrief, wenn etwas dazwischen kam. Doch diesmal hörte sie nichts.
Besorgt rief sie bei Holgers Arbeit an. Doch im Büro war niemand mehr. Auch Holgers Eltern wußten von nichts. Gegen 23:00 Uhr rief eine Krankenschwester bei Mareike an und fragte nach den Medikamenten, die Holger regelmäßig nehmen würde. Überrascht und erschrocken brachte Mareike keinen Ton heraus, als sie erfuhr, dass Holger in der Neurochirurgie in der Charité lag.
Mareike brachte ihr Baby zu ihren Eltern und fuhr mit der nächsten Bahn nach Mitte. Die Nachricht Holger hätte einen schnell wachsenden Tumor im rechten vorderen Hirnlappen traf Mareike furchtbar. Ich kann die Gefühle, die Mareike in wunderschönen Gedichten und Haikus verfasst hat gar nicht wiedergeben. Nach kurzer schwerer Krankheitsphase, Holgers Tod und der Beerdigung waren ihre Träume zerstört, ihre Zukunft war düster, einziger Lichtschein war ihr Kind. Und nur durch ihr Kind gab sich Mareike nicht der Leere hin.
Ich habe viel geweint,
ich weine immer noch.
Tränen spülen die Trauer von meinen Wangen.
Der Verlust schmerzt,
doch die Liebe zu dir bleibt.
Unser Kind tröstet mich
und wärmt mein Herz.
Bleibt diese Leere für immer?
Du fehlst mir!
Sehr schöne Geschichte. Ich würde sie auch gerne veröffentlichen, wenn ich sie geschrieben hätte.