Für die heutige Schreibübung möchte ich dich bitten, gedanklich in deine Kindheit zurück zu gehen. Du musst die Antworten auch nicht online stellen.
Zur Entspannung einmal ein paar sehr einfache Fragen, die dich möglicherweise motivieren zum Weiterschreiben.
Was ist dein Lieblingsessen?
Was ist dein Lieblingstier?
Was ist deine Lieblingssendung im Fernsehen oder Radio?
Was ist dein Lieblingsbuch, dein Lieblingsautor oder dein Lieblingsheld einer Geschichte?
Wo hast du als Kind am liebsten deine Freizeit verbracht?
Und nun die Frage, was davon würdest du heute gern machen?
Du bekommst nun die Aufgabe, genau das in der nächsten Woche durchzuführen. Freue dich darauf. Die Vorfreude bringt dir Kraft und neue Energie. Je öfter du dies machst, desto mehr kannst du diese positive Energie in deine Arbeit einbringen. Es stärkt deine Leistungsfähigkeit und deine Motivation.
Nun viel Spaß
Das gespaltene Kind
Wie wunderbar war es, sorglos und voller Leben in alte Kleidung zu schlüpfen und mich in die Welt der Natur zu stürzen. Felder und Bäume, Bäche und Gärten, Pferdekoppeln und verfallene Holzhütten, es gab so viel zu erforschen, zu erklettern und zu erbauen. Die Elemente spürten sich auf der Haut, immer neue, prickelnde Ideen.
Jahrelang rührte ich mutterseelenallein im Garten „Soße“ aus Erde und Wasser. Je sämiger sie wurde, desto schillernder die Farben und Muster auf der Oberfläche. Darüber vergaß ich die Welt um mich herum. Ich ekelte mich vor fast nichts, und das Leben war uneingeschränkt und voller Entdeckungen.
Als ich später über die Grenzen unseres großen Gartens hinauswuchs, gehörten abgebrochene Fingernägel, eingegrabener Schmutz, Gummistiefel, Sommersprossen und hochrote Wangen weiterhin zu mir.
Aber da waren auch Tränen. Das unbeschwerte Draußenmädchen hatte ein reges, unsichtbares Innenleben, verwundene Gedanken, die ein Ventil suchten, eine Ausdrucksform. Angst vor Verlust, vor Ablehnung, vor Unverständnis waren immer gegenwärtig. Niemand schien zu verstehen, dass meine Weichheit und Kreativität sich in riskanten Unternehmungen mitzuteilen versuchte. Dass es nicht Unvernunft und Übermut waren, die mich trieben, sondern die Sehnsucht nach Sinn und Leben und … Kunst.
Erst spät entdeckten einige kreative Menschen meine schlummernden, unterdrückten Schätze. Nur wenig davon hat bisher seinen Weg an die Oberfläche gefunden. Die Ermutigungen schlugen immer gegen die mir anerzogene Vernunft und ein unnachgiebiges Pflichtbewusstsein. Mit Singen und Schauspielern ist eben kein Geld zu verdienen.
Wo ist das Kind, das sich alles traute und alles glaubte? Ist es noch da? Ich will dich finden und auch das verstopfte Ventil HERAUSREISSEN!!!
Hallo Evangeline,
zufällig fand ich heute,nach über zwei Jahren, deinen Text. Ich muss schon sagen, dass er mich sehr berührt.Du könntest meine Zwillingsschwester sein! Genauso fühlte sich meine Kindheit an. War es nicht wunderschön, dieses Leben in der Natur? Ich wollte damals auch das Leben spüren, es mit allen Sinnen erkunden. Nichts hielt mich in der Stube. Bei Wind und Wetter war ich draußen, spielte im Garten, machte mich schmutzig, lief nach Regengüssen durch die Pfützen. Das war Glück! Doch du hast Recht, es gab auch Tränen. Ich konnte sehr unglücklich sein. Oft war ich dann sehr ruhig und nachdenklich, in mich gekehrt und verwundbar. Niemand verstand mich. Das ist leider auch heute oft noch so. Das unglückliche Kind gibt es manchmal noch.
Manches schrieb ich mir von der Seele. Aber eigentlich wenig. Arbeit und Familie ließen wenig Zeit. Ich würde auch gern endlich das Ventil herausreißen!
Wäre schön, wenn ich wieder von dir hören würde!